Was nachher alles besser wird…

Frohe Ostern! lieber agilophiler Mensch —Herzlich willkommen zur Oster-Sonderausgabe des Agilphil-Daily Podcasts

Ostern ist das Fest der Auferstehung – und insofern passt das Bild ja wunderbar – wir sind auch in einer Situation, aus der wir wieder auferstehen – aus dem Lock-Down, der Zeit der Einschränkung… –

Freuen wir uns auf die Zeit danach…und dazu werfe ich mal einen Blick auf das, was wir aus der Krise mitnehmen können um nach der Krise besser dazustehen…

Bitte nicht falsch verstehen. Ich sehe natürlich, dass die Corona-Krise eine Menge Leid über die Welt bringt – sowohl bei denen, die unmittelbar von der Krankheit betroffen sind, als auch bei allen, die mittelbar -also vor allem wirtschaftlich betroffen sind und vor unsicheren Zeiten stehen. Aber – wie immer – jedes Ding hat zwei Seiten und ich möchte mich heute mal ausschließlich mit der anderen Seite der Medaille beschäftigen. Viele Dinge werden nach der Krise anders sein, als sie vor der Krise waren und nicht alles davon ist schlecht oder negativ (wobei diese Einschätzung ja sowieso subjektiv ist von jedem Einzelnen getroffen werden muss). So überlege ich hier – in dieser Sonderfolge zu Ostern 2020, was – aus meiner rein persönlichen Sicht – vieleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn wire es nach der Krise beibehalten würden…

Von der Krise gehen eine Menge Impulse aus, die lange nachwirken werden…ausserdem ist es ja bekannt, dass man für die Einführung von neuen Gewohnheiten eine Wiederholungszeit von ca. 4 Wochen benötigt – d.h. wenn du ein bestimmtes Verhalten einen Monat oder 4 Wochen durchhältst wird es zur Gewohnheit – ganz automatisch und quasi zwangsläufig –  und Dir fehlt dann etwas, wenn Du das nicht mehr machst (das ist letztlich auch die Eigenschaft einer Gewohnheit…)- so ist es zum Beispiel jetzt durchaus praktisch – falls Du im Homeoffice bist – mal einen Onlinekurs in Gymnastik oder Joga oder Meditation durchzuführen, nach der Corona-zeit- die ja nun schon in die 4. Woche geht –  wirst Du es vermissen und wahrscheinlich sogar weiter machen – ganz zwangsläufig wird das dann zu einer neuen Gewohnheit von Dir…und das wird Dir gut tun…

Genauso läuft es mit dem Homeoffice  – das ist natürlich von Beruf zu Beruf unterschiedlich –  aber wieso sollst Du eigentlich 5 Tage jede Woche ins Büro fahren, wenn wir uns jetzt darauf eingestellt haben, dass das auch so geht? Die technischen Gegebenheiten sind geklärt, die Hardware läuft, die Sicherheitsfragen sind besprochen und abgewogen und wir haben uns bestimmte Verhaltensweisen angewöhnt, um in Video- oder Telefonkonferenzen gut kommunizieren zu können…Da reichen doch 3 Tage im Büro und 2 Tage zuhause – das erhöht die Flexibilität und Selbstbestimmtheit von jedem Einzelnen….Ich persönlich denke solche Gedanken werden sich bei verschiedenen Menschen ausbreiten, das liegt irgendwie auf der Hand…und wie ist das bei Dir?

Das nächste Thema wären Dienstreisen…müssen denn wirklich alle Dienstreisen noch sein? Müssen wir nach der Krise wieder so reisen wie wir es vorher gemacht haben? Müssen wir für ein Meeting am Nachmittag von Berlin nach Frankfurt fliegen und abends wieder zurück, wenn wir uns 4 Wochen lang daran gewöhnt haben, dass es auch so geht? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir Dienstreisen bewusster planen und uns wirklich überlegen, welchen Nutzen es bringt persönlich anwesend zu sein. Das soll kein Pladoyer sein, auf Dienstreisen zu verzichten, denn um sich kennenzulernen müssen wir uns persönlich treffen – also Teambuilding, Networking-Events oder Verkaufsveranstaltungen und Messen wird es weiterhin geben, aber Projektstatusmeetings, Steuerungskreise oder Mitteilungen der Geschäftsführung oder ähnliches – das geht auch online – als Online-Workshop, Webinar oder einfach als Videokonferenz – und das schont das Budget und die Umwelt!…

Ich bin mal gespannt, wie die Umweltbelastung in Ballungsräumen sich entwickelt – und wie die Umwelt auf so eine 2-3 monatige Belastungspause reagiert… – gerade auch in China und Indien ist das ja schon zu sehen. Ich habe gerade letzte Woche gehört, dass es in Indien Regionen gibt, in denen man seit 30 Jahren zum ersten Mal wieder den Himalaya sehen kann…Ich denke schon, dass das ein positiver Effekt ist…

Abstand halten und gegenseitige Rücksichtnahme in Supermärkten und an sonstigen Orten…Also manche Dinge finde ich schon ganz angenehm…wir lernen wieder warten – das schult etwas, was wir in unserer heißgelaufenen Hochkonjunkturphase fast schon vergessen hatten – GEDULD… ja – wir stehen an – und drängeln nicht – wir halten Abstand und das aus Respekt (oder Angst?) – egal – ich empfinde die Situation in Supermärkten momentan irgendwie als angenehm, nicht mehr in einem hektischen Modus durch den Laden zu rennen und überall in Schlangen zu stehen und völlig gehetzt seine Sachen von der Kasse in seine Tüten stopfen zu müssen, da der nächste Kunde ja schon wartet und wir keine Zeit verlieren dürfen. Es gehen jetzt nicht alle gleichzeitig einkaufen – irgendwie haben wir das hinbekommen…OK – es gab jetzt vor Ostern schon lange Schlangen vor Supermärken aber alle haben Abstand gehalten und das geduldig abgewartet – letztlich ist es ja auch egal , wo Du wartest – ob Du nun im überfüllten Laden stehst oder davor…zeitlich macht das keinen großen Unterschied…Und wir respektieren die Menschen, die in Supermärkten arbeiten (und natürlich auch in anderen Gechäften, die noch geöffnet haben) und danken ihnen für ihren Einsatz…ich fände es schön, wenn sich diese Haltung über die Corona-zeiten hinaus beibehalten lässt..

Ganz nebenbei macht Deutschland nun eine riesigen Sprung in Sachen Digitalisierung: Kartenzahlung für kleine Beträge? Plötzlich kein Problem mehr – wird sogar gewünscht – und ist praktisch und hygienisch (der zweite Grund überwiegt momentan natürlich ) aber es geht halt auch extrem schnell und einfach für Beträge unter 50,- € – kein Kleingeld-suchen – kein aufs Wechselgeld warten – einfach Karte drauf und gut…Und warum sollten wir diese Gewohnheit wieder ablegen? Die Gewohnheit digital zu kommunizieren und das Internet vielfältiger zu nutzen ist natürlich abhängig von der zur Verfügung stehenden Bandbreite – ich hier in Berlin habe nicht wirklich ein Problem – ich kann aktuell alles streamen, was ich will, Videokonferenzen funktionieren  – in ländlichen Gebieten wird das noch anders aussehen – was vor Corona nicht funktioniert hat, ist nicht plötzlich wie aus Geisterhand da – aber ich denke die Notwendigkeit wird nochmal viel höher priorisiert und der Netzausbau wird dann wirklich mal vorankommen, denn die nächste Krise kommt bestimmt – vor allem, wenn man – wie wir jetzt – eine derartige Krise das erste Mal in sein Hirn eingebrannt bekommt…dann geht das ja nicht mehr so schnell wieder raus.

Was ich auch sehe – da ich unter anderm ja auch einen Lehrauftrag an der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin habe – Digitales Lernen in Schulen und Universitäten wird überall normal sein…das erhöht die Flexibilität für die Lehre und für die Studierenden. Onlinekurse sprießen aus dem Boden und ermöglichen ein unabhängiges Einkommen und die Möglichkeit interessantes zu lernen, auch ohne irgendwohin gehen zu müssen. 

Höhere Bezahlung für systemrelevante Berufe: wird ja auch Zeit – es ist nicht wirklich fair und einsehbar, warum Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten – Ärzte jetzt mal ausgeklammert- nicht monatlich locker 5000,-€ auf dem Konto haben können – selbst wenn sie extrem gut sind…In der Industrie sind solche Gehälter nicht ungewöhnlich – auch für Facharbeiter nicht. Es ist eine Frage, wo Geld verdient wird – in der Industrie z.B. gibt es Margen, die hohe Löhne möglich machen, denn es gibt Kunden, die für die Produkte das Geld bezahlen, weil es ihnen wert ist…Ein schicker Sportwagen ist teuer -aber es gibt Kunden, die das gerne bezahlen und sich einen Traum erfüllen…Eine Behandlung beim Arzt ist lästig – ich will da am liebsten gar nicht hin – und – zumindest als gesetzlich Versicherter – ist das auch noch (fast) kostenlos- ich sehe nicht, was abgerechnet wird – es ist absolut intransparent – und hat für mich daher auch keinen Wert…Da wir diese Situation nicht so schnell grundlegend ändern können, sollten wir uns in der Gesellschaft überlegen, wie wir quersubventionieren können. Von den Branchen „wo das Geld sitzt“ zu den Branchen wo kein Geld ist (ich sehe da z.B. vor allem auch Erziehung und Bildung- Wenn es der Wunsch ist, kostenlose Bildung und Kindergärtenplätze anzubieten, dann darf das nicht auf Kosten der in den Bereichen arbeitenden Menschen gehen und es sollte über ein System nachgedacht werden, sowas zu organisieren…Ich mache hier keinen Vorschlag zur Lösung, ich gebe nur einen Impuls und spreche die Problematik an. Denn letztlich profitieren wir alle davon – spätestens wenn wir weniger Altersarmut abfedern müssen, da die Menschen in den systemrelevanten Berufen dann mehr Geld in die Rentenkasse haben einzahlen können…

Bedingungsloses Grundeinkommen? Ich habe es zumindest gerüchteweise gehört – Spanien denkt als Impuls aus der Corona-Krise ernsthaft drüber nach, ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen …ist das ein Schritt in die richtige Richtung? Ich denke ja – denn wie gesagt – es darf nicht von der Branche abhängen, wo Geld verdienbar ist und wo nicht – jeder sollte mit dem Beruf, den er macht einen Wohlstand aufbauen können – natürlich der eine mehr und der andere weniger – es sind ja auch nicht alle an „Wohlstand“ oder „Reichtum“ interessiert..zumindest nicht  monetär….und auch das sollten wir als Gesellschaft akzeptieren.

Am Ende komme ich doch wieder zurück zu meinem eigentlichen Thema – was hat das alles mit Agilität zu tun? Das so genannte „Empowerment“ ist ein wichtiger Bestandteil in der Zusammenarbeit von agilen Teams…und Empowerment  funktioniert nicht ohne Vertrauen! – die Vorgesetzten – ich nenne sie hier mal so – haben in den letzten 4 Wochen gelernt zu vertrauen – zu vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeiter einen guten Job machen, auch wenn sie nicht immer dabei sind und sie kontrollieren können. Es kam die Erkenntnis hoch, das die Mitarbeiter sich sehr wohl selbst strukturieren und organisieren können. Wer Kinder hat, hat andere Arbeitszeiten als die Kollegen, die keine Kinder haben -aber die Ergebnisse stimmen – auch wenn nicht jeder exakt von 9:00 bis 17:00 am Arbeitplatz sitzt…man kann ja auch um 6:00 anfangen oder noch um 20:00 3 h arbeiten, wenn sich so der Alltag besser organisieren lässt – und der Chef muss das noch nicht einmal wissen…also er muss nicht alles wissen und kontrollieren…Daher frage Dich selbst, wenn Du in einer Vorgesetzten-Position bist – wie Du deine Situation einschätzt – Bist Du einer der immer nur den Dreck wegmacht – der immer wo er hingreift nur Mist vorfindet, den er bereinigen muss…dann wird das daran liegen, dass das einer Deiner Glaubenssätze ist…Frage Dich mal selbst…Hast Du deinen Mitarbeitern einen klaren Rahmen gegeben in dem sie kreativ arbeiten können oder nimmst Du ihnen immer die Arbeit aus der Hand und lässt ihnen daher gar keine Chance selbst Probleme zu lösen?   Du hast Dein Team erzogen – wohin auch immer…zur Unmündigkeit, das sie nicht handeln dürfen und wissen, dass Du sowieso kommst um die Kuh vom Eis zu holen oder dazu selbst zu handeln und genau zu wissen in welchem Rahmen sie die Arbeit erledigen sollen…

Ich denke, wir werden auch hier durch die Coronazeit einen Schritt in die richtige Richtung machen:  Wir vertrauen unserem Team und unseren Kollegen und setzen auf die Kreativität jedes einzelnen,  sich selbst, seine Arbeit und die Ergebnisse der Arbeit zu organisieren und dabei- ganz nebenbei „empowert“ also „ermächtigt“ zu werden wieder selbständig zu denken und zu handeln… dann sind wir wieder bei der Agiliät angekommen..

Soweit dazu – Ich danke Dir fürs Zuhören, dieser besonderen Osterfolge des Jahres 2020 – auch wenn du verspätet hörst – oder vielleicht auch erst einem Jahr diese Folge hörst oder nochmal hören wirst – es wird interessant sein zu sehen, was von der Corona-Krise übrig geblieben sein wird..ich bin zuversichtlich – am Ende wird alles gut…so wie im Film..

Wie steht es so schön in der Bibel „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“   Markus 9, Vers 23

Ich wünsche Dir frohe Ostern in einer besonderen Zeit

Dein agilophiler Frank

Agilophil Daily Podcast Episode 13: Sonderfolge zu Ostern
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